Welche Auswirkungen hat Schwerhörigkeit im täglichen Leben?
Schwerhörigkeit bewegt sich im weiten Feld zwischen normalem Hören auf der einen und Gehörlosigkeit auf der anderen Seite. Es gibt eine Vielzahl möglicher Ursachen in allen möglichen Ausprägungsgraden.
Entsprechend unterschiedlich sind die Auswirkungen dieser Behinderung. Sind Beeinträchtigungen beim Erleben von Musik und nicht mehr hörbares Vogelgezwitscher im Einzelfall zwar sicher belastende Umstände, so wird das Ausmaß der Beeinträchtigung für den Betroffenen doch wesentlich durch die Einschränkungen beim Verständnis von Sprache bestimmt.
Insbesondere bei Störungen der Schallempfindung kommt es oft frühzeitig zu deutlichen Veränderungen des Sprachverständnisses. Auch bei isoliertem Verlust des Hörvermögens für hohe Frequenzen verändert sich das Klangbild. So kommt es nicht nur zu Schwer-, sondern im eigentlichen Sinne des Wortes zu „Fehl-Hörigkeit“. Dieses nicht nur in seiner Intensität abgeschwächte, sondern auch fehlerhafte Hören lässt sich so lange teilweise durch Hörgeräte ausgleichen, wie das Hörorgan über eine verstärkbare Hörfähigkeit im gesamten Frequenzbereich verfügt. In Frequenzbereichen, in denen kein restliches Hörvermögen mehr besteht, kann auch keine Verstärkung durch ein Hörgerät die Fähigkeit wieder herstellen.
Bei vielen Schwerhörigen ist die Toleranz für Lautstärke stark reduziert, die Schmerzgrenze für laute Töne kann derjenigen von Normalhörigen entsprechen oder sogar darunter liegen. Die Bandbreite zwischen „gerade noch hörbar“ und „unangenehm laut“ ist bei Hörbehinderten häufig sehr klein. Den Möglichkeiten der Verstärkung durch Hörgeräte sind daher enge Grenzen gesetzt. Vor allem, wenn eine Hörgeräte-Versorgung erst spät erfolgt, empfinden viele Betroffene die plötzlich wieder wahrnehmbaren Umweltgeräusche wie Vogelzwitschern, Straßenverkehr oder Waldesrauschen subjektiv als störend.
Quelle:
WWW.MEDUNIQA.AT ( Wissen A-Z, Schwerhörigkeit)
Die späte Versorgung mit Hörgeräten kommt insbesondere dann vor, wenn ein schleichender Hörverlust erst nach längerer Zeit bemerkt oder eingestanden wird. Anderseits sind gerade in den letzten Jahren erhebliche Fortschritte in der Hörgerätetechnologie gemacht worden, die in vielen Fällen einen langfristigen Erhalt des Sprachverständnisses ermöglicht.
Eine rechtzeitige (und bei beidseitiger Schwerhörigkeit auch Hörgeräte-Versorgung für beide Ohren vorausgesetzt), kann ein hörbehinderter Mensch heute in den meisten Fällen fast völlig unbeeinträchtigt am täglichen Leben teilnehmen. Kinder mit angeborener Schwerhörigkeit können sich mit entsprechender Versorgung meist normal entwickeln und reguläre Kindergärten und Schulen besuchen. Es wird aber immer wieder Situationen geben, in denen ein schwerhöriger Mensch auf die Rücksicht seiner Mitmenschen mit deutlicher und langsamer Artikulation angewiesen ist.